Überblick in 6 Schritten: Wie werde ich klimaneutral?
Bilanzrahmen und Faktoren
Sie legen Ihren Bilanzrahmen je nach Typ des Carbon Footprints fest: Corporate Carbon Footprint (ganze Organisation), Product Carbon Footprint (Wertschöpfungskette eines Produkts) oder Project Carbon Footprint (projektbezogene Emissionen). Für diesen Rahmen ermitteln Sie die Emissionsfaktoren.
Klimastrategie
In der Unternehmenspolitik wird eine Klimastrategie zum Erreichen von Klimaneutralität verankert. Sie setzen sich messbare Klimaziele, bezogen auf einen Zeitraum im Vergleich zu einem Basisjahr. Konkrete THG-Reduzierungsinitiativen sollten erkenntlich sein.
Bewerten und Gewichten
Welche Emissionsfaktoren fallen im Bilanzrahmen des Carbon Footprints besonders ins Gewicht? Wo sind Stellschrauben, um Emissionen zu verringern oder zu vermeiden? Es empfiehlt sich naturgemäß, bei den wichtigsten Emissionsquellen nach Optimierungspotential zu suchen.
Kompensieren
Unvermeidbare Treibhausgasemissionen werden durch weltweit mögliche Investitionen in umweltrelevante Projekte kompensiert, z.B. über internationale Standards wie Clean Development Mechanism (CDM), Gold Standard oder Verified Carbon Standard (VCS).
Verifizieren
Durch eine unabhängige Stelle werden Ihre Daten und Berechnungen sowie Ihre Maßnahmen geprüft - anhand von Unterlagen und vor Ort. Sind identifizierte Mängel nachweislich behoben, erhalten Sie ein Zertifikat zu Ihrer Klimaneutralität.
Veröffentlichen
Sie haben einen Schritt in die richtige Richtung getan. Jetzt können Sie das Erreichte kommunizieren: Veröffentlichen Sie Ihre Bemühungen und Maßnahmen in einem Bericht und stärken Sie so das Vertrauen Ihrer Kunden und der Gesellschaft in Ihr Unternehmen.
Drei Scopes: Welche Emissionen sollte man einbeziehen?

Scope 1: direkte Emissionen
Treibhausgase, die in der Organisation emittiert werden. Dies geschieht meist durch fossile Brennstoffe (Kohle, Gas, Öl), Kühlmittellecks, chemische Prozesse oder den eigenen Fuhrpark.
Scope 2: indirekte Emissionen
Emissionen, die an anderer Stelle entstehen und über Energien und Betriebsmittel wie Strom, Wärme, Druckluft oder Kühlung importiert werden. Hier können gemittelte Emissionsfaktoren verwendet werden.
Scope 3: Weitere indirekte Emissionen
THG, die außerhalb der Organisationsgrenzen und Scope 2 auftreten. Es gibt 15 Kategorien, die vor- und nachgelagerte Aspekte wie etwa Dienstreisen, Entsorgung und Transporte umfassen (FAQ).
Drei Typen von Carbon Footprint
Sie setzen sich mit den direkten und indirekten Einflüssen auseinander, die Ihre Arbeit auf die Umwelt hat, und das ist gut! Ob Corporate Carbon Footprint (CCF), Product Carbon Footprint (PCF) oder auch Carbon Footprint für einzelne Projekte: Mit einer funktionierenden Klimastrategie und einer unabhängig verifizierten THG-Bilanz helfen Sie, die Lebensgrundlage für kommende Generationen zu erhalten und Vertrauen zu schaffen.
Corporate Carbon Footprint

Was umfasst der CCF?
Der CO2-Fußabdruck für Unternehmen (CCF) setzt sich zusammen aus den direkten und indirekten Emissionen der gesamten Organisation: direkt im Unternehmen, an einem Standort oder Unternehmensteil.
Direkte Emissionen
Darunter versteht man z.B. die Emissionen des firmeneigenen Kraftwerks oder des Fuhrparks, aber auch durch Industrieprozesse (zum Beispiel Zement- oder Kalkproduktion) verursachte.
Indirekte Emissionen
Indirekte Emissionen außerhalb der Unternehmensgrenzen umfassen etwa Reisen von Mitarbeitern und Kunden sowie Transporte.
Product Carbon Footprint

Was umfasst der PCF?
Der CO2-Fußabdruck für Produkte (PCF) umfasst die Treibhausgase entlang der Wertschöpfungskette einer funktionellen Einheit - wie etwa einer Milchpackung, eines Schokoriegels oder Autos.
Wertschöpfungskette
Die Kette beginnt bei der Rohstoffgewinnung und führt über Produktion und Vertrieb bis zur Nutzung und Verwertung (Recycling).
Emissionen
Relevant sind alle direkten und indirekten THG (3 Scopes) der einzelnen Prozessschritte - einschließlich Vorleistungen wie der Benzinherstellung oder des Milchtransports.
Project Carbon Footprint

Was bedeutet CF für Projekte?
Auf Projektebene werden die direkten Treibhausgase und wesentlichen Einflussfaktoren mit und ohne Einsparmaßnahme ermittelt ("vorher / nachher"). Ein Projekt ist eine Maßnahme, für die die Einsparung berechnet wird.
Was kann das sein?
Es kann sich um technische oder organisatorische Änderungen zur Steigerung der Effizienz handeln, wie z.B. den Austausch einer Pumpe. Auch Kompensationsprojekte in Entwicklungsländern sind möglich.
Methodik
Es gelten die gängigen Kriterien zur THG-Bilanzierung. Kompensationsprojekte müssen strenge Kriterien erfüllen, wie bspw. die der finanziellen Zusätzlichkeit, Permanenz und vermiedenen Doppelzählung.
Häufige Fragen zum Thema Klimaneutralität
Welche Treibhausgase müssen berücksichtigt werden? Was bedeutet Vorketten und CO2e?
Gemäß ISO 14064 muss die Organisation die Mengen der direkten THG-Emissionen nach Art des Gases getrennt in Tonnen CO2e angeben. Relevante Gase sind CO2 (Kohlenstoffdioxid), CH4 (Methan), N2O (Lachgas), NF3 (Stickstofftrifluorid), SF6 (Schwefelhexafluorid) und andere angemessene THG-Gruppen wie HFCs (Fluorkohlenwasserstoffe), PFCs (Perfluorierte Kohlenwasserstoffe) usw. Das CO2-Äquivalent CO2e gibt das Treibhausgaspotential an, also wie sehr ein Treibhausgas im Vergleich zur gleichen Masse CO2 zur globalen Erwärmung beiträgt.
Emissionsfaktoren, die zum Berechnen des Carbon Footprints verwendet werden, stehen ohne und im besten Fall mit "Vorketten" zur Verfügung. Mit Vorketten bedeutet, dass sie Emissionen aus vor- und nachgelagerten Prozessen enthalten. So beinhaltet etwa der Emissionsfaktor für Diesel ohne Vorkette nur die direkte Emission durch die Verbrennung des Brennstoffs. Der Emissionsfaktor mit Vorkette umfasst zusätzlich Emissionen, die bei der Förderung des Rohstoffs, der Raffination und durch das Bereitstellen entstehen.
Was sind indirekte Treibhausgasemissionen (Scope 3) und welche müssen berücksichtigt werden?
Scope 3-Emissionen sind eine Folge der Aktivitäten des Unternehmens entlang der Wertschöpfungskette. Sie entstehen jedoch aus Quellen, die nicht im Besitz oder unter der Kontrolle des Unternehmens sind. Im GHG Protocol sind diese Aktivitäten in vor- und nachgelagerte Prozesse unterteilt und umfassen 15 Kategorien:
- Vorgelagert: bezogene Waren und Dienstleistungen, Investitionsgüter, Brennstoff- und energiebezogene Tätigkeiten (nicht Scope 1 oder 2), vorgelagerter Transport und Verteilung, im Betrieb/Prozess anfallende Abfälle, Geschäftsreisen, Pendelverkehr, vorgelagerte geleaste Vermögenswerte
- Nachgelagert: Nachgelagerter Transport und Verteilung, Verarbeitung der verkauften Produkte, Verwendung der verkauften Produkte, End-of-life-Behandlung von verkauften Produkten (Enstsorgung/Recycling), Nachgelagerte geleaste Vermögenswerte, Konzessionen, Investitionen
Emissionen aus Scope 1 und 2 sind nach ISO 14064-1 und GHG verpflichtend zu ermitteln. Scope 3 Emissionen müssen bewertet und in ihrer Wesentlichkeit betrachtet werden. Gemäß PAS 2060 sind alle Treibhausgase einzubeziehen und in t CO2e umzurechnen. Dies betrifft 100% aller Scope 1 und 2-Emissionen. Scope-3-Emissionen, die mehr als 1% der Gesamtemissionen ausmachen, müssen ebenfalls berichtet werden. Wenn Emissionen geschätzt werden müssen, muss ausgeschlossen werden, dass es zu Unterschätzungen kommt. Der Carbon Footprint muss mindestens 95% aller Emissionen enthalten.
Welche Vorteile hat das Erstellen einer Treibhausgasbilanz und deren Verifizierung?
Ein Carbon Footprint dient als Management-Tool für die Umsetzung von CO2- und Kostenreduktionsplänen und zum Entwickeln einer klaren Klimastrategie, um zur Minderung der globalen Erwärmung beizutragen.
Die externe Verifizierung der THG-Bilanz sichert die Berichterstattung ab, verbessert die Reputation und dient als Nachweis für die Glaubwürdigkeit Ihrer Klimaneutralität.
Welche Branchen sind besonders betroffen?
Die Verantwortung für den Umweltschutz betrifft alle Branchen. Eine besondere Rolle kommt den emissionsintensiven Branchen zu, wie z.B. der Energieerzeugung oder der Schwerindustrie (Stahl, Aluminium, etc.), zu denen bereits konkrete Maßnahmen im Klimapaket definiert wurden. Ebenfalls im Fokus stehen Unternehmen, deren Produkte direkt an die Endverbraucher geliefert werden (B2C), also z.B. Lebensmittel- oder Automobilhersteller, sowie die öffentliche Hand.
Besonders die Lebensmittelbranche und der Handel kommen am Thema der Treibhausgasbilanzierung und Klimaneutralität nicht mehr vorbei. Im Bereich B2B spielt sie für die Auftragsvergabe eine immer größere Rolle, im Bereich B2C kann sie das öffentliche Image, Absatzzahlen und damit Marktanteile beeinflussen. Als betroffene Unternehmen finden Sie hier nähere Informationen.
Was bedeutet Klimaneutralität? Was ist der Unterschied zwischen CO2-neutral und klimaneutral?
Klimaneutralität ist der Gleichgewichtszustand zwischen der Emission von Kohlenstoff und dessen Aufnahme aus der Atmosphäre in sog. Kohlenstoffsenken. Das bedeutet, dass keine Treibhausgase emittiert werden, die über jene hinausgehen, die durch die Natur oder sonstige Senken aufgenommen werden können.
Neben Treibhausgasen können jedoch auch weitere Indikatoren für die Erderwärmung eine Rolle spielen, etwa die Verunreinigung von Böden und Gewässern, der Rohstoffverbrauch und die Biodiversität. Das Betrachten aller Umweltauswirkungen ist für das Klima unabdingbar, jedoch sehr komplex und mit großem Aufwand verbunden. Deshalb liegt, konform zur Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen, der Fokus zunächst auf dem ersten Schritt zur Klimaneutralität: den Treibhausgasen (CO2-Neutralität). Um jedoch verbindliche Definitionen und Aussagen zur Klimaneutralität zu schaffen, wird derzeit auf internationaler Ebene die Norm ISO 14068 entwickelt - bisher wird Klimaneutralität üblicherweise anhand des PAS 2060 bewertet.
Woher bekomme ich zuverlässige Emissionsfaktoren?
Bei der Auswahl von Emissionsfaktoren und Datenbanken ist zu beachten, dass manche Faktoren Vorketten und somit den Herstellungsprozess (Förderung, Aufbereitung und Transport, teils bis hin zur anteiligen Berücksichtigung des Baus von Förderanlagen) beinhalten. Andere umfassen nur die direkte Verbrennung des Stoffs. Hier eine Liste seriöser Datenbanken (Auszug):
- GEMIS (gratis, Werte für Energie-, Stoff- und Verkehrssysteme)
- ecoinvent (kostenpflichtig, einer der bekanntesten Dienste)
- ProBas (gratis, mit Lebenszyklusdaten, von UBA und Öko-Institut)
- EFDB (kostenpflichtig, englisch, enthält Emissionsfaktoren des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC))
- Emission Factor Database (gratis, englisch, aus div. Quellen)
- Greenhouse Gas Protocol (gratis, englisch)
- DEFRA (gratis, englisch, manche Daten UK-spezifisch).
Berechnungstools:
Welchen Strommix muss ich ansetzen? Was ist ein Residualmix?
Ein Emissionsfaktor für Strom soll die Emissionen durch den Stromverbrauch widerspiegeln. Die bilanzierten Emissionen des verbrauchten Stroms sind dabei nicht zwangsläufig dieselben wie diejenigen, die bei der Produktion entstehen. Nach §42 EnWG hat jeder Stromlieferant eine sog. Stromkennzeichnungspflicht. Hiernach muss auch die Umweltbelastung in g CO2/kWh ausgewiesen werden. Der "Residualmix" bereinigt den Produktionsmix derart, dass die Emissionen importierter und exportierter Strommengen in die Bilanz mit einfließen und somit die Herkunftsnachweise berücksichtigt werden. Weitere Informationen zum Residualmix finden Sie bei der association of issuing bodies (AIB).
Was ist ein Carbon Handprint?
Ein Carbon Handprint berechnet die positiven Treibhausgasauswirkungen, die durch eine aktive Verbesserung gegenüber einem bestimmten Ausgangswert erreicht wurden. Dies kann etwa durch eine Verbesserung der Leistung eines Kunden erreicht werden.
Das Konzept kann für Marketing- und Kommunikationszwecke verwendet werden - Sie können zu Ihrer letzten Verbesserung kommunizieren oder die Klimavorteile Ihrer Produkte und Dienstleistungen hervorheben.
Was verursacht die globale Erwärmung?
Der Klimawandel wird durch den Treibhauseffekt herbeigeführt: Treibhausgase in der Erdatmosphäre lassen Sonnenwärme zwar in die Atmosphäre eindringen, behindern jedoch deren Abstrahlung zurück in den Weltraum. Viele dieser Gase sind natürliche Bestandteile der Erdatmosphäre. Durch menschliche Tätigkeit ist jedoch die Konzentration einiger Treibhausgase stark angestiegen. CO2 ist dabei das mengenmäßig am meisten durch menschliche Tätigkeiten erzeugte Treibhausgas: 63% der durch Menschen verursachten Klimaerwärmung wird darauf zurückgeführt.
Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist heute 40% höher als zu Beginn der Industrialisierung. Auch andere Treibhausgase werden in geringeren Mengen emittiert, behindern jedoch die Abstrahlung der Sonnenwärme zurück in das Weltall tausendfach wirksamer als CO2. 19% der vom Menschen verursachten Klimaerwärmung ist auf das Treibhausgas Methan (CH4) zurückzuführen, 6% auf Distickstoffoxid (N2O). Den Rest machen vor allem fluorierte Gase aus. Die Menge der in der Atmosphäre natürlich vorkommenden Treibhausgase erhöht sich enorm, vor allem durch die Nutzung fossiler Brennstoffe, die Abholzung von Regenwäldern und die Viehzucht.
Warum ist der Klimawandel ein ernstes Problem?
Steigende Durchschnittstemperaturen und der sich stetig erhöhende Meeresspiegel sind nur zwei der vielfältigen Auswirkungen des Klimawandels. Er führt zu einer veränderten Klimavariabilität - starke kurzfristige Klimaschwankungen und häufigere Extremwetterereignisse wie Starkregen oder Hitzesommer sind die Folge.
Besonders bedrohliche Risiken sind die verringerte Qualität und Quantität von Trinkwasser und Lebensmitteln. Auch das veränderte bzw. verlängerte Auftreten biologischer Allergene (z.B. Pollen) und das gehäufte Auftreten sogenannter Vektoren (Krankheitsüberträger wie Zecken oder Stechmücken) gibt Anlass zur Sorge. Die Verschiebung der Zeiträume, in denen Pflanzen wachsen, blühen und Früchte tragen hat zudem Einfluss auf die landwirtschaftliche Produktion.
Auch Wirtschaft und Verkehr werden beeinträchtigt: Straßen und Schienen werden von Starkregen unterspült und leiden unter hohen Temperaturen, Binnenwasserstraßen leiden unter Hoch- oder Niedrigwasser. Zudem beziehen viele Kraftwerke ihr Kühlwasser aus Flüssen und speisen es erwärmt wieder ein. Ist das Flusswasser zu warm oder durch Sommerhitze stark dezimiert, müssen Kraftwerke im Notfall abgeschaltet werden.
Das GUTcert Carbon Footprint Team
Wenn Sie in Ihrem Unternehmen eine Treibhausgasbilanz erstellen wollen und dafür eine unabhängige Prüfung durch eine akkreditierte Verifizierungsstelle anstreben, beantworten die Experten unserer Fachabteilung Ihre Fragen zum genauen Ablauf und erstellen bei Interesse ein unverbindliches Angebot. Nehmen Sie gerne über das Formular weiter unten mit uns Kontakt auf.
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